Aus Heft 56/1999, "Der Primitivgeldsammler"; Bei korrekter Zitierweise ist die Übernahme von kleineren Text-Ausschnitten ohne Rückfrage erlaubt.
F. Klusmeier
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ZUSAMMENFASSUNG
1. Wer nichtmonetäre Geldformen („Primtivgeld“) definieren will, muss zunächst klären, was `Geld‘ ist.
2. Es ist augenscheinlich wegen der Komplexität des Phänomens `Geld‘ fast unmöglich, das Wesen des Geldes durch eine Definition zu bestimmen.
3. Ein überzeugender, aber viel bescheidenerer Ansatz ist, `Geld‘ über seine Funktionen zu definieren: Geld ist, was als Geld funktioniert. Dieser Ansatz hat sich weitgehend durchgesetzt.
4. Meistens geht man von drei oder vier Grundfunktionen aus:
a) Tauschmittel
b) Zahlungsmittel
c) Wertmesser
d) Wertaufbewahrungsmittel
5. Das Geld der modernen Verkehrswirtschaft ist Allzweckgeld, d.h., es erfüllt im Normalfall alle Grundfunktionen..
6. Seit mindestens 5000 Jahren und bis in die Gegenwart gibt es Geldformen außerhalb von Münz-, Notal- und Giralgeld.
7. Diese Geldformen sind selten Allzweckgeld, oft aber Spezialgeld, d.h., sie sind in ihrer Funktion eingeschränkt.
8. Da wegen der vielen Ausnahmen eine Definition dieser Geldformen über die technischen Eigenschaften nicht möglich ist, bleibt auch hier nur der Weg, es mit dem Kriterium `Funktionen‘ zu versuchen.
9. Ich schlage folgende Definition vor:
Der Begriff „nichtmünzliche Geldformen“ (Geld außerhalb Münzen, Banknoten und Buchgeld) bezeichnet quantifizierbare Wertobjekte, die mindestens eine der drei Geldfunktionen Zahlungsmittel, Tauschmittel und Wertmesser erfüllen.
Die vierte der oben genannten Grundfunktionen (Wertaufbewahrungsmittel) wird bewusst ausgespart, da ihre Berücksichtigung zu einer untragbaren Unschärfe des Begriffs führen würde.
10. Augenscheinlich gibt es keinen Begriff, mit dem diese Geldformen überzeugend zu bezeichnen wären; das liegt vor allem daran, dass so viele unterschiedliche Geldphänomene berücksichtigt werden müssen.
11. Seit sich Wissenschaftler mit diesen Geldformen beschäftigen, gibt es Klassifizierungsversuche unter verschiedenen Gesichtspunkten (geographisch/ regional, historisch, nach dem Geldmaterial, nach Funktionen und Verwendungsbereichen). Diese Klassifizierungen haben z.T. wertvolle Einsichten geliefert.
12. Bei der Beschäftigung mit diesen Geldformen muss der Betrachter vom sozialen, politischen, ökonomischen und ideologischen Kontext der Phänomene ausgehen; er hat sich zu hüten vor einer ethnozentrischen Sichtweise bei Begriffsbildung, Definition, Funktionsanalyse und Klassifizierung.
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