Aus Heft 84: Primitivgeldsammler 31/2 (2010); Bei korrekter Zitierweise ist die Übernahme von kleineren Text-Ausschnitten ohne Rückfrage erlaubt.
konga – copper rod ingots of the Democratic Republic of the Congo
konga – lingots de baguette de cuivre de la République Démocratique du Congo
Rolf Denk
Will man sich bei der Suche nach indigenen Zahlungsmittel der Kongo Region des Begriffs konga bedienen, so findet man schnell, dass darunter ganz verschiedene Gegenstände verstanden werden. Als Beispiele seien 1) die kupfernen Stabbögen, besser als boloko bekannt, der Nkutshu und Songomeno, 2) die Unterschenkelmanschetten aus Kupfer oder Gelbguss der Kutu und 3) die Kupferstabbarren der Bolongo und Bolendo genannt. Die Gemeinsamkeit der drei Beispiele besteht darin, dass die angesprochen Volksgruppen alle zur großen Mongo Völkergruppe gehören. Das Wörterbuch „Ləməngə – Française“ von G. Hulstaert (1957) bietet für das Wort konga die Übersetzung cuivre, anneau de cuivre [Kupfer, Kupferring] an. Mit dem Begriff konga ist demnach nicht jeweils ein bestimmtes Objekt, sondern nur das Material gemeint. Das macht es sehr schwer oder gar unmöglich auf einen bestimmten Gegenstand zu schließen, wenn in den Publikationen von konga als Zahlungsmittel, Wertobjekt oder Brautpreisbestandteil die Rede ist, ohne dass der angesprochene Gegenstand näher beschrieben oder abgebildet wird. Vor vielen Jahren konnte ich eine Serie von etwa 23 bis 26 cm langen, runden Kupferstäben unterschiedlicher Dicke erwerben. Manche hatten einen weitgehend gleichmäßigen Durchmesser, die meisten waren aber in der Mitte bauchf örmig verdickt. Zum Teil waren die Stäbe an den Enden glatt „abgeschnitten“, bei anderen waren die Enden wie bei einem alten Meißel pilzhutförmig gestaucht. Fast bei allen Stücken ließ die Oberfläche Schmiedespuren und eine schöne alte Patina erkennen. Die Gewichte streuen zwischen 330 und 1250 Gramm.
In der Literatur konnte ich damals keine Abbildung oder exakt deutbare Beschreibung finden. Vor allem fehlte mir eine Bestätigung der vom Verkäufer angegebenen Zahlungsmittelfunktion. Bei der Suche nach Informationen zu den lokolo – Spiralstabbarren in der Sammlung Sulzmann, die im Institut für Ethnologie und Afrika-Studien der Universität Mainz aufbewahrt wird, zeigte mir Frau Dr. Anna-Maria Brandstetter einige Kupferstabbarren, die sie während ihrer Feldforschungen bei den Bolongo 1986/87 erworben hatte. Frau Brandstetter bestätigte mir, dass diese Kupferstäbe unter der Bezeichnung konga als Zahlungsmittel dienten. Genauere Daten zu diesen Stücken geh örten zu ihrer damals noch nicht fertig gestellten Promotionsarbeit und sollten deswegen als inoffizielle Mitteilung noch nicht verbreitet werden.
Abbildungen derartiger Kupferstabbarren habe ich dann später noch bei Kimpel (1994, S. 76 und 1995, Abb.2 Nr.5) als „Achtkantstab der Songo-Meno“, Opitz (2000, S. 134) „Dowel money, the rods are thought to have been used as bullion money or possibly as money in the period 950 AD. To the mid 1500s.“, Robertson (2007, Abb.36) „copper rod currency; Dem. Rep. of Congo; pre-1900“ und bei Ballarini (2009, S. 294) „they come from the Kole village, at the middle flow of the Lukenie river where the Nkutshu live“ gefunden. Als Belegstelle gibt Ballarini (außer Sammler- und Galeristen- Publikationen) Torday et Joyce (1922) Seite 52 an. An dieser Stelle werden „kunga (lingot de cuivre“ als Zahlungsmittel der Olemba und Batetela genannt. Der Begriff konga wird als Synonym für den boloko verwendet (S.167). Leider gibt es bei Torday et Joyce trotz der vielen abgebildeten Zahlungsmittel keine Abbildung oder Beschreibung zu den kunga Kupferbarren. Es muss deshalb offen bleiben ob die hier diskutierten konga Kupferstabbarren mit den kunga Kupferbarren identisch sind. Aber in keiner der hier angeführten Belegstellen wird eine authentische Quelle zu dieser Zahlungsmittelform vorgelegt. Mahieu (1924, S.38 gleiche Angaben bei Mahieu, 1922 S.56 ; Mahieu, 1923 S.667 ; Mahieu, 1928 S.16) verweist im Zusammenhang mit der indigenen Salzproduktion darauf hin, dass „dans le voisinage de la Mfini et de la Basse Lukenie [Tafel XXII Karte 1], on l’échange [sel] contre des konga, baguettes ou bracelets de cuivre, valant de 30 à 35 centimes. Pour un pot contenant environ trois kilogrammes de sel, on demande 50 à 60 konga.
“ Es ist durchaus möglich, dass hier die diskutierten Kupferstabbarren gemeint sind, ohne Bild oder Beschreibung fehlt die endgültige Sicherheit. Seit 2008 tauchten in Internet-Galerien (z.B.Bwoom-Gallery http://www.bwoomgallery.com; Scott Semans http://www.coincoin.com) und ins Netz gestellten Museumsbeständen (z.B. Canadian Museum of Making http://1113.museumofmaking.org „Puddle cast ingot, forget drawn and slightly upset“ der Mkukhu und der John B. Henry Collection http://www.henrycollection.org „Cylindrical bars, Nigeria“) sowie bei ebay diese Kupferstabbarren u. a. als „19th century bronze currency bar, Zaire (Demokratische Republik Kongo)“ im Angebot auf, ohne dass aber aus den Begleitangaben zusätzliche Kenntnisse zu gewinnen waren.
Nachdem die Promotionsarbeit von A.- M. Brandstetter publiziert war, liegen die detaillierten Informationen zu den konga Kupferstab-Barren öffentlich zugänglich vor. Ich habe aus dieser Publikation „Leben im Regenwald. Politik und Gesellschaft bei den Bolongo“ (1998) die entsprechenden Bezugsseiten extrahiert und zusätzlich die Objekte mit möglicher Zahlungsmittelfunktion in Kursivschrift gesetzt:
S.86: „Bolongo: Die Kinder des Bruders gehören nur deshalb zur Familie, weil für ihre Mutter Brautpreis gezahlt wurde, zu dem unter anderem auch Messer bapaka gehören.“ dazu die Fußnote 2: „Der Brautpreis belief sich früher auf 40 Kupferstangen konga ; sie gingen zur Hälfte an die Vater- und an die Mutterseite der Frau; auf der Vaterseite wurde noch eine Axt fa hinzugelegt und eine Paradelanze vom Typ etfulatfula und auf der Mutterseite ein Messer ipaka, beispielsweise ein großes Parademesser ingonda (Plural: bangonda) und eine Hacke loongo.“
S.94: „Produktion und Reproduktion sind nicht nur auf den Erhalt der Gesellschaft ausgerichtet, sondern auch auf den Erwerb von Prestige und den Wettbewerb unter Prestige-Trägern. In dieser „Prestige-Sphäre“ werden bestimmte Güter („Prestige-Güter“) produziert und distribuiert, die in aller Regel nicht gegen Subsistenzgüter getauscht werden (können). Bei diesen Gütern handelte es sich früher um Rotholzpuder, Metalle, Stoffe und Sklaven. Heute spielen nur noch Metalle in Form von Kupferstangen, Messingreifen und Pfeilspitzen eine Rolle. Das charakteristische an Prestige-Gütern ist, dass sie nicht gebraucht, sondern aufgebraucht werden (W. MacGaffey 1986: 28-29), vor allem bei Beerdigungen von reichen Männern und bei großen Festen, die anlässlich der Einsetzung von Patriarchen, Häuptlingen und Priestern veranstaltet wurden.“
S.95: „Bei den Bolongo wurden diese Prestige-Güter, vor allem Kupferstäbe und -ringe und Raphiastoffe durch den Rotholzhandel mit den südlichen Nachbarn, den Iyajima und Bokala, erworben, die ihrerseits diese Produkte von den Booji, Kuba und Lele eingehandelt hatten.“
S.212 / 213: „Ganz zu Anfang hatte die Familie des ersten ndeiyantolo der Dorfschaft eine Axt fa für die Würde gegeben. Vergleichen wir den Wert der Ziege mit der Höhe des Brautpreises, der früher aus 40 bis 80 Kupferstangen konga bestand, so wird dies überdeutlich: eine Ziege hat den Wert von 2 Kupferstangen, und ein Ziegenbock von einer Kupferstange.“ dazu die Fußnote 1: „Ein Sklave entsprach früher dem Wert von 20 Kupferstangen konga. Die Wertangabe bedeutet allerdings nicht, dass bei Bußzahlungen oder wie im hier erwähnten Fall eine Ziege durch Kupferstangen ersetzt werden kann: wenn eine Ziege oder ein Ziegenbock gefordert ist, muss immer das Tier gegeben werden.“
S.220: „Der Mann aus Lompole kam zurück und erklärte den Leuten, dass er longomo werden möchte. Die Bev ölkerung war damit einverstanden, und er hat ihnen 10 Kupferstangen für die Würdeposition ekopo gegeben “
S.232: „Da der longomo die Führungspositionen von Häuptling und Patriarch im Viertel oder Dorf einnahm, fielen ihm auch deren Rechte zu. Die Verhandlungen des Altenrates fanden immer beim longomo statt, weswegen ihm ein beträchtlicher Teil der Wertgegenstände – vor allem Kupferstangen, Armreifen und Pfeilspitzen – zustand, die bei einer Gerichtsverhandlung als Gebühren und Buße an die Versammelten gezahlt wurden. “
S.234/235: „Auch wenn ein Büffel oder eine Antilope erjagt wurde, musste der lomogo für seinen Anteil der Bevölkerung Armreifen oder sogar ein Messer geben. Es handelte sich dabei allerdings nicht um eine Bezahlung, sondern um eine Gegenleistung daf ür, dass die Bevölkerung seine Privilegien und damit seine Führungsrolle anerkannte.“
S.235: „Wie die beiden anderen Oberhäupter und der Priester durfte auch der longomo nicht [hin]fallen, sonst musste er eine Buße entrichten. Wenn er auf dem Feld gestürzt war und es im Dorf mitteilte, gab er zwei Kupferstangen, wenn dies jedoch in aller Öffentlichkeit geschah, musste er einen Ziegenbock zahlen, um wieder aufstehen zu dürfen.“
S.236: „Damit seine [gemeint ist der longomo] Frauen auf dem hohen Bett, vor dem sich eine Stufe zum Hochsteigen befand, schlafen durften, musste der longomo der Bevölkerung 5 Kupferstangen für seine erste Frau und 3 für die anderen als kleine „Gebühr“ bezahlen.“
S.237: „Die Funktion des longomo unterscheidet sich nicht prinzipiell von der des Patriarchen oder Häuptlings. Aber letztlich scheint sein Hauptaugenmerk auf der Jagd und dem Wild zu liegen. Aufgabe des longomo war es, dafür Sorge zu tragen, dass seine Beziehungen zur Welt der Toten nicht gestört sind und dass die Gemeinschaftsjagd erfolgreich verlaufen kann. Zum anderen trug der longomo nicht nur in spiritueller, sondern auch ganz handgreiflich in materieller Hinsicht die Verantwortung für die Bevölkerung, was sich aus der entscheidenden Bedingung für den Erwerb der longomo – Würde — Reichtum — erklärt. Die Leute konnten sich direkt an ihn wenden und ihn bitten, ihre Schulden zu begleichen. Wenn eine Person aus seiner Gemeinschaft in Schuldknechtschaft zu geraten drohte, wurde von ihm erwartet, dass er diese Person auslöste.“
S.245: „Um die Unterschenkel trug er [der longomo] dichte Spiralen nkando oder Reifen aus Messing oder Kupfer.“ dazu Fußnote 5: „Seltener waren die Ringe aus Kupfer; s. Eggert (1980: 271ff) zu diesen, in der Äquatorialregion minkata genannten Ringen.“
S.257 / 258: „Konnte der longomo auch mit einer in die Nase gesteckten Medizin nicht niesen, musste nach dem Ausbleiben dieser Reaktion gesucht werden. Einer der Gründe konnte sein, dass einer der Alten des Dorfes, mit dem der longomo früher einmal Streit hatte, das Niesen verhinderte. War dies der Fall, musste der longomo diesem Alten zwei Kupferstangen als Strafe „bAezuafh ldener. Versammlung des Altenrates, die am Tag nach dem Fest [zur Inthronisation des longomo] stattfand, kaufte der longomo seinen Titel mit 10 Kupferstangen und einem Ziegenbock. In [der Ortschaft] Ipope-Ikonda, wo der longomo bereits vor seiner Einsetzung 10 Kupferstangen gegeben hatte, wurden diese jetzt verteilt. Der Priester, der ihn auf den Hügel gebracht hatte, erhielt ein Arbeitsmesser ikoko, denn er hatte den Hügel für die Investitur mit einem Arbeitsmesser vom Gestr üpp befreit, eine Lanze und 5 von den Kupferstangen. Der Rest wurde unter den anderen Alten und Würdentr ägern verteilt. War der longomo jünger als die Ältesten des Dorfes, musste er ihnen 2 Kupferstangen geben. Diese Kupferstangen wurden „Wespenstiche“ genannt, weil der longomo die Alten belästigte wie die Wespen die Menschen mit ihren Stichen, indem er ihnen den Rang im Dorf, der ihnen aufgrund ihres Alters zustand, wegnahm. In Lomasa mussten auch die Frauen des longomo ihre Position kaufen. Seine erste Frau gab 2 Kupferstangen, seine zweite Frau 5 Armreifen aus Kupfer oder Messing ebenso wie jedes der Kinder. Dennoch lassen sich die gesamten Ausgaben um die Einsetzung eines longomo sehr wohl als Kauf des Titels interpretieren.“
S.330: “ Nach dem Ende der Beratungen wird die schuldige Person herbeigerufen, um ihr den Urteilsspruch und das Strafmaß mitzuteilen. Sie [die schuldige Person] geht weg, um die für die Strafe geforderten Wertgegenstände und, falls nötig, eine Ziege zu holen. Meist hat sie schon vor der Verhandlung angefangen, die Wertgegenstände beyeke und das Bußetier elendvu zu besorgen, da die Leute wissen, mit welcher Strafe sie in etwa für ein bestimmtes Vergehen rechnen müssen.“ dazu die Fußnote 3: „Boyeke (Singular von beyeke) bezeichnet allgemein einen Wertgegenstand; meist handelt es sich dabei um Armreifen aus Kupfer oder Messing, Pfeilspitzen oder Kupferstangen. Elendu ist die generelle Bezeichnung für Haustiere, die als Buße gegeben werden können: Hunde oder Ziegen, jedoch keine Hühner.“
S.350 / 351: „Bei der doka-Stelle von Nsoj’olendo in Mvunja setzt sich die Gebühr folgendermaßen zusammen: 10 Armreifen aus Messing mfuke oder Pfeilspitzen bakfula, 5 große Kupferspiralen kong’ya lokolo, eine Ziege, . ein Messer epeko, um die Rinde von Bäumen für die Herstellung von Medizin abzuschaben und ein Hahn. Statt 10 Armreifen aus Messing oder Pfeilspitzen können bei anderen doka-Stellen auch 5 Kupferstangen gegeben werden.“
S.357: „Die Prestigegüter stammen aus dem gemeinsamen Besitz der Kern-Lineage, die die doka-Stelle besitzt, und werden von den Alten verwaltet. Um welche Werte es sich handelt, lässt sich an der noch heute gebräuchlichen Formel ntaa emo kong’ipe ablesen, nach der eine Ziege – gemeint ist immer ein weibliches Tier – dem Wert von zwei Kupferstangen entspricht.“ dazu die Fußnote 1: „Das bedeutet allerdings keineswegs, dass mit Kupferstangen Ziegen gekauft werden können; Kupfer zirkulierte ausschließlich in der Sphäre der Prestigegüter. Solche Kupferstangen konga sind etwa 25 cm lang und 500 g schwer und besitzen in der Mitte eine Verdickung. (Hervorhebung durch Author)“
S.357: „Kupfer erwarben die Bolongo durch den Handel mit den südlichen Nachbarn. Einzelne Handelsexpeditionen kamen bis zum Sankuru, wo Kupfer und bestickte und beplüschte Raphiastoffe von den nördlichen Kuba gegen Rotholz getauscht wurden. “ dazu die Fußnote 2: „Offen ist, ob das Kupfer aus den Kupferminen in Shaba oder in Minduli (Kongo) oder aus europäischen Importen stammte.“
S.396: Fußnote 2: „Der Rotholzpuder ngola wird aus dem abgestorbenen und getrockneten Inneren esio des Baumes bofulu (Pterocarpus soyauxii Papilionac.) hergestellt. Ein kleines Stück wird mit etwas Wasser befeuchtet quer auf einem größeren Stück gerieben, wobei ein feiner Holzstaub anfällt, der von intensiver hellroter Farbe ist. Der Puder wurde mit Wasser und bisweilen zusätzlich mit Palmöl vermischt als Seife und Körperschminke benutzt (Eggert 1987: 24-25). Die Bolongo handelten in vorkolonialer Zeit Rotholzstücke gegen Raphiastoffe und Kupfer mit den Gesellschaften südlich der Lukenie und des Sankuru (nördl. Kuba), wo das Rotholz ein wichtiger Farbstoff zum Färben der kostbaren Raphiastoffe war.“ [Tafel XXIII Karte 2]
Die vorgestellten Textauszüge lassen erkennen, dass die kurzen, in der Mitte verdickten Kupferstäbe bei den Bolongo unter der Bezeichnung konga als Zahlungsmittel der Prestigesphäre – also als special purpose money – verwendet wurden. Diese konga Barren entstammten nicht einer eigenen Produktion, sondern mussten von benachbarten Ethnien eingehandelt werden. Denn Kupfer kommt im Mongo-Gebiet nicht vor. Es wurde durch den Handel im Tausch gegen Rotholz, Eisen, Sklaven und Elfenbein erworben. Hauptlieferant war das Katanga-Gebiet (Sulzmann, 1947 S.126 / Eggert, 1990 S.62). In der Publikation von Brandstetter bildet die Erwähnung der konga Kupferstabbarren nur einen kleinen Nebenaspekt. Diese Angaben reichen jedoch dazu aus, das Objekt eindeutig zu identifizieren und etwas über seine Verwendung bei dieser Ethnie zu erfahren. Eine differenziertere Objektanalyse steht aber noch aus. Es soll deshalb versucht werden, anhand von 63 konga Kupferstabbarren aus fünf Sammlungen zusätzliche Informationen zu gewinnen (Tafel XXII Abb.1 und 2)
In den Tabellen I – V sind die konga Barren dem Gewicht nach aufgelistet. Bei der Betrachtung der einzelnen Barren zeigt sich, dass jeder Barren am Anfang und am Ende etwa den selben Durchmesser und in der Mitte eine bauchige Verdickung aufweist. Diese Verdickung kann recht unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Die meisten konga Barren lassen erkennen, dass sie an den Enden scharf abgetrennt sind. Einzelne haben eine kleine Lippe am Rand, andere weisen an der Schnittstelle eine kleine erhabene Mittellinie auf, die darauf hinweist, dass die Abtrennung nicht allein von einer Seite sondern von den beiden gegenü- berliegenden Seiten aus mit einem scharfen Gegenstand (Meißel?) durchgef ührt wurde. Sieben konga Barren haben pilzhutförmig gestauchte Stabenden. Bei neun konga Barren sind an den Stabenden scheibenförmig verbreitert, so dass insgesamt 16 Barren nach der Abtrennung nochmals bearbeitet wurden. Der Barrenquerschnitt in Stabbereich ist weitgehend rund. Lediglich 12 Barren lassen einen mehrkantigen (6 – 8 Kanten) Querschnitt erkennen. Der bauchige Mittelteil ist im Querschnitt immer rund. Bei allen Barren sieht man an der Oberfl äche Spuren einer Schmiedebearbeitung, wobei die Barren W6 bis W10 der Tabelle I und der Barren 2029 der Tabelle II weniger sorgfältig gearbeitet sind. Gleiches lassen die im Internet zum Verkauf angebotenen konga Barren erkennen. Diese Barren aus den Sammlungen W. und D. stammen alle aus derselben Quelle und wurden in den zurückliegenden Monaten erworben. Sie könnten also einerseits von einem weniger sorgfältig arbeitenden Schmied gearbeitet sein. Andererseits ist es aber auch denkbar, dass in neuerer Zeit allgemein nicht mehr so sorgfältig wie früher gearbeitet wird. Für die Herstellung der Barren lässt sich folgender Vorgang annehmen: Der Guss des Rohlings erfolgt in einer vorgebildeten Sandform. Danach werden die Barren in ihre endgültige Form ausgeschmiedet. Bei vielen Barren kann man feine Strichmuster an der Oberflä- che erkennen (Abb. 5 auf Tafel XXV), die bei der Bearbeitung an der Kontaktstelle mit dem Steinamboss entstehen. Ob die zentrale Verdickung des Stabbarrens schon beim Guss vorbereitet ist oder allein durch das Schmieden erzielt wird ist noch offen. Die pilzhut- und scheibenförmigen Barrenenden werden jedenfalls geschmiedet. Eine Ähnlichkeit mit den scheibenförmigen Enden der boloko-Barren liegt auf der Hand. Die Herkunft der konga Kupferstabbarren lässt sich in ihrer ganzen Breite nicht vollständig einordnen. Sicher ist deren Verwendung als Zahlungsmittel bei den Bolendo, Bolongo und Iyajima entsprechend den Aufzeichnungen von Brandstetter (1998) (Karte 2 auf Tafel XXIII). Die Angaben von Mahieu (1924) lassen zwar die geographische Lokalisierung an die untere Lukenie und den Fimi Fluß zu, enthalten aber keine ethnographischen Verweise. Die folgenden Stämme siedeln in dieser Region und könnten die konga Kupferstabbarren zu Zahlungszwecken (Kauf von einheimischem Salz) eingesetzt haben: Ntomba, Dia, Sakata, Bai und Lesa (Namen nach Biebuyck et al.). Zum besseren Verständnis sind die Namen der betreffenden Ethnien, wie sie von einzelnen Autoren verwendet werden, in folgender Tabelle zusammengestellt:
Die Siedlungsbereiche dieser 5 Ethnien sind dem kleinen Kartenausschnitt (Karte 3 auf Tafel XXIII) zu entnehmen.
Für keine dieser Ethnien (auch in den verschieden Schreibweisen) konnte ich in meinem Literaturarchiv Belege für die Verwendung von Kupferstabbarren finden. Nach Brandstetter werden die konga Kupferstabbarren der Bolongo via deren südliche Nachbarn Iyajima und Bokala von den Booji und nördlichen Kuba erworben. Die Kuba reichen bis an das Südufer des Sankuru (siehe Karte 2 auf Tafel XXIII). Am gegenüberliegenden Nordufer leben die Songo- Meno (auch Basongo-Meno), die bei Kimpel (1994 und 1995) als Quelle der konga Stabbarren genannt sind. Zwischen den Bolendo, Bolongo sowie Iyajma einerseits und den Bokala und Booji andererseits fließt die Lukenie, an deren Oberlauf die Stadt Kove liegt, die wiederum von Ballarini (2009) als Herkunftsort der konga Stabbarren angegeben wird. Noch weiter westlich im Quellgebiet der Lukenie erstreckt sich das Stammesgebiet der Nkutshu, die ebenfalls als Hersteller der konga Stabbarren genannt werden. In den Publikationen von de Heusch (1955) und de Boer (1992) werden aber unter den verschiedenen Geldformen / Wertmessern der Nktushu keine Kupferstabbarren aufgeführt, so dass ich annehme, dass diese Herkunftsangabe nicht zutrifft. Um zu erkennen, ob sich im Gesamtgut der konga Barren Gruppierungen bez üglich des Gewichtes ergeben, sind alle 63 Barren in Tabelle VI gemeinsam erfasst:
Nach dieser Auflistung lassen sich keine scharf trennbaren Gewichtsklassen erkennen. Der leichteste Barren wiegt 280 g der schwerste 1250 g. Daraus resultiert ein Durchschnittsgewicht von 511 g. 26 Barren (41,3 %) wiegen zwischen 280 und 399 g. Die Gruppe von 400 bis 499 g umfasst 16 Barren (25,4 %). Damit sind 42 Barren (66,7 %) leichter als 500 g. Die höheren Gewichtsklassen sind spärlicher bestückt. In der Gruppe 500 bis 599 g finden sich 9 Barren (14,3%), zwischen 600 und 799 g nur 3 Barren (4,8 %), zwischen 800 und 999 g 5 Barren (7,9%) und zwischen 1000 und 1250 g 4 Barren (6,3 %). Barren mit einem mehrkantigen Stabquerschnitt (12 Stück = 19 %) treten nur in der unteren Gewichtsklasse bevorzugt zwischen 300 und 399 g auf. 16 der Barren des Gesamtmaterials haben besonders bearbeitete Endstücke. Davon 7 mit pilzhutförmigen und 9 mit scheibenförmigen Abschlüssen. Bis auf eine Ausnahme alle in den Gewichtsklassen ab 500 g.Welche Rückschlüsse sich aus den verschiedenen Gewichtsklassen und der unterschiedlichen schmiedetechnischen Bearbeitung bezüglich der Herkunft und / oder Verwendung der konga Kupferstabbarren ziehen lassen, muss derzeit noch offen bleiben. In der Literatur fanden sich dazu jedenfalls keine Ausf ührungen. Ein einziger Barren ist nicht aus Kupfer sondern aus Messing. Eine Erklärung für diese Materialabweichung liegt nicht vor.
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Literaturverzeichnis
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