Denk, Rolf
The West African Manilla Currency
Research and Securing of Evidence from 1439-2019
Revised and extended edition of the 2017 German first issue.
289 Seiten, 47 Karten, 147 Abbildungen
tredition GmbH, Hamburg 2020
Hardcover: ISBN 978-3-347-01539-5
35,00 € direkt beim Tredition Verlag https://tredition.de/buchshop
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Der folgende Beitrag bezieht sich auf die inzwischen vergriffene 1. Auflage in deutscher Sprache:
Das Manillen-Geld Westafrikas
Spurensuche und Spurensicherung 1439 – 2016
Die Geld-Manillen aus Portugal, England und Frankreich gehören zu den bekanntesten nichtmünzlichen Zahlungsmitteln Westafrikas.
Arm-, Fuss- und Halsreife sind vermutlich die in Afrika am weitesten verbreiteten Schmuck-Objekte. Der Interessierte steht damit vor der Aufgabe, aus der Flut von metallischen Reifen und Ringen diejenigen zu bestimmen, die wirklich als nichtmünzliche Zahlungsmittel hergestellt und verwendet wurden – und damit als „Geld-Manillen“ bezeichnet werden können.
Denk unterstützt den Sammler (Ethnologen, Händler, Museums-Verantwortlichen, Historiker, usw) bei dieser Differenzierung mit wissenschaftlicher Vollständigkeit und Genauigkeit. Er „belebt“ dabei seine Objekte, indem er sie in ihren geschichtlichen und ethnologischen Kontext stellt sowie ihre Bedeutung für die damalige Kolonialpolitik aufzeigt – Geld-Manillen sind immer ein von den Europäern hergestelltes und importiertes Produkt gewesen.
Das vorliegende Buch ist nicht die erste Publikation von Denk zu diesen Objekten. Seine „Spurensuche und Spurensicherung“ basiert auf Erfahrungen und Kenntnissen aus Jahrzehnten der Sammler- und Forschungstätigkeit.
Es ist zum Referenz-Werk in diesem Sachgebiet geworden.
–-> Das Manillengeld – Zusammenfassung
–>> Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis
Fritz Klusmeier, selbst ausgewiesener Fachmann, bespricht das Buch im Detail wie folgt:
Buchbesprechung von Fritz Klusmeier
Denk, Rolf: Das Manillen-Geld Westafrikas. Spurensuche und Spurensicherung 1439—2016 . Rüsselsheim 2017, 247 Seiten
Mit der Bezeichnung ‚Manille‘ wurde und wird leider viel Schindluder getrieben: Autoren, Sammler, Händler, sogar Wissenschaftler und Museumsleute verwenden diese irreführende Bezeichnung für Reife und Ringe. Der Autor des vorliegenden Buches hat sein wichtigstes Anliegen gleich am Anfang formuliert: „Die Absicht zu dieser Veröffentlichung entsprang dem Wunsch, den meist beliebig für Metallreife aus West- und Zentralafrika verwendeten Begriff Manille wieder auf seine ursprüngliche Bedeutung zurückzuführen.“ (S. 7) Insofern hat er seine Bemühungen zu diesem Thema (s. seine einschlägigen Aufsätze im Literaturverzeichnis) zum (vorläufigen?) Abschluss gebracht. Die Einleitung (SS. 9-11) beschäftigt sich mit definitorischen Fragen, hier wird schon deutlich ausgesprochen, welche Objekte keine Geldmanillen sind: „Fuß- und Halsreife sind keine Manillen. Indigene Armreife sind ebenfalls keine Manillen. Auch die so genannten King-, Queen-, Schlangen- und Knotenmanillen sind sensu stricto keine Geldmanillen…“ (S. 10) In den Kapiteln 1-6 (SS. 12-67) hat der Autor einschlägige Textbelege aus verschiedenen europäischen Ländern zum Manillenhandel und zur Verwendung von Manillen im alten Königreich Kongo, in Portugal und dessen afrikanischen Besitzungen zusammengestellt. Was die Beschreibung der Objekte in den Quellen angeht, bleiben viele Wünsche offen, entsprechende Abbildungen fehlen fast ganz. Die Herkunft dieser portugiesischen Manillen ist geklärt: Deutschland (auch schon vor den Fuggern), Holland und Belgien. Die Bildwerke aus dem alten Benin liefern Beispiele für das Aussehen der frühen portugiesischen Manillen (tacoais – SS. 68-72 und Abb. 10-31, SS. 193-201). Allerdings muss man beim Betrachten der Objekte feststellen, dass einige von ihnen Objekte in U-Form sind, wahrscheinlich liegt hier eine Stilisierung vor. – Die Beiträge der Archäologie zu Lande und zu Wasser zu den tacoais hat der Autor in den Abschnitten 8 und 9 (SS. 73-76) dargestellt. Auffällig ist die augenscheinlich fehlende Normung von Größe und Gewicht der gefundenen Objekte. In den Abschnitten 10 und 11 (SS. 77-86) hat sich der Autor mit den Manillen vom Typ popo beschäftigt. Dieser Manillentyp ist durch seine Größe, aber vor allem durch seine gegenüber den tacoais-Manillen geänderten Ausprägung der Enden und die meist vorhandene Gussnaht gekennzeichnet. Diese Objekte stammen wohl vor allem aus französischer Produktion, und sie sind durch die Literatur vor allem für das französische Einflussgebiet in Westafrika (Côte d’Ivoire) bezeugt. Die Kapitel 12 bis 14 beschäftigen sich mit den Birmingham-Manillen. Sie wurden in England hergestellt, sie bestehen aus minderwertigen Metall- Legierungen und waren deswegen nicht zur Weiterverarbeitung etwa zu Schmuck geeignet : eine reine Geldform. Es gab auch Exemplare aus Eisen. Man unterscheidet mehrere Arten von Birmingham-Manillen (SS. 100-109), leider in den Quellen mit unterschiedlichen Bezeichnungen versehen. Es gab augenscheinlich keine Normung, was die einzelnen Metallbestandteile angeht, und auch keine Normung des Gewichts. Der Autor hat sich dann (SS. 110-112) mit dem Herstellungsprozess beschäftigt (in Sand- oder Tonformen) und mit der Verwendung der Manillen durch die Eingeborenen als allgemeines Tausch- und Zahlungsmittel (SS. 113-124). Die so genannten King- und Queen- Manillen bleiben wohl weiterhin ein Problem, vor allem, was die möglichen Geldfunktionen angeht, immerhin gibt es ja Hinweise auf die Verwendung als ‚Brautpreis‘ (SS. 125-129). Zur Demonetarisierung der Manillen (SS. 130-132) werden vor allem Eintausch-Äquivalente dokumentiert. Bemerkenswert ist, dass bis 1956 Manillen als ‚Brautpreise‘ eingesetzt werden durften. Schließlich hat der Autor auch die Rolle der Manillen als Bildsymbole auf Briefmarken, Münzen und Geldscheinen behandelt (SS. 133-134). Im Anhang finden sich Gesetzestexte zur Demonetarisierung der Manillen (SS. 148 und 150) und Analysetabellen (Gewichte und Materialzusammensetzung – SS. 142-147). Das stupende Literaturverzeichnis (SS. 151-168) zeigt den ungeheuren Arbeitsaufwand des Autors und die Gründlichkeit seiner Arbeit; er hat für seine Leser auch umfangreiches Kartenmaterial bereitgestellt (SS. 169-189, 203, 205, 211f., 231). Und es gibt einen ähnlich umfangreichen Bildteil (SS. 190-236), der die Identifizierung der verschiedenen Manillentypen und ähnlicher Objekte möglich macht. Besonders benutzerfreundlich sind die Register (SS. 237-247).
Es ist wohl kaum zu erwarten, dass weitere gedruckte Quellentexte mit relevanten Informationen auftauchen; möglicherweise schlummern solche Informationen noch in Archiven. Vielleicht kann die Archäologie zusätzliche Informationen liefern. Das wäre wünschenswert, der Autor hat wiederholt auf die oft unbefriedigende Quellenlage, die unbefriedigende Anzahl von Metallanalysen und die fehlerhafte Terminologie hingewiesen. Was das Hauptanliegen des Autors angeht, wäre es vermutlich hilfreich gewesen, bei einigen abgebildeten Objekten noch deutlicher zu kennzeichnen, welche Manillen waren und welche nicht. (s. Abb. 3-6, 56, 63 links, 78 oben links.) Man kann diesem Buch nur eine große Verbreitung und viele aufmerksame Leser wünschen, damit hinfort mit der Bezeichnung ‚Manille‘ kein Schindluder mehr getrieben werden kann.
Fritz Klusmeier