Kauris im Hochland von Papua, Indonesien

Cowries in the highlands of Papua, Indonesia

Aus Heft 96: Primitivgeldsammler 37/2, 49-57 (2016); Bei korrekter Zitierweise ist die Übernahme von kleineren Textausschnitten ohne Rückfrage erlaubt.

Bernhard Rabus

Auf ihrem Zug durch die Welt hat die Kauri auch vor dem Hochland des westlichen Teils von Neuguinea, heute die indonesische Provinz Papua, nicht haltgemacht. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Monetaria moneta (früher Cypraea moneta), also die „Geld-Kauri“. Auch wenn sie in ihrer natürlichen Form gesammelt und gehandelt wurde, als indigene Geldform trat sie hier stets mit abgeschlagenem Rücken auf.

Abb. 1-1: Indonesien: Provinz Papua: Dorf Botukebo. Männer der Kapauku zahlen einen Brautpreis (aus Pospisil, 1962)

Abb. 1-1: Indonesien: Provinz Papua: Dorf Botukebo. Männer der Kapauku zahlen einen
Brautpreis (aus Pospisil, 1962)

Wenn auch Kauris von Norden her den Mamberano Fluss entlang eintrafen so wurde das  zentrale Hochland, das etwa 200.000 Dani bewohnen, im Wesentlichen aus zwei Richtungen mit Kauris versorgt: Von Südwesten her über die Ekari = Kapauku, Moni und Damal sowie von Südosten her über die Mandobo und Muyu.

Abb. 1-2: Hauptachse der Kauri-Zirkulation im Hochland der indonesischen Provinz Papua (aus A. M. und P. Pétreqin: Objets de pouvoir en Nouvelle Guinée, 2006, S. 159).

Abb. 1-2: Hauptachse der Kauri-Zirkulation im Hochland der indonesischen Provinz Papua
(aus A. M. und P. Pétreqin: Objets de pouvoir en Nouvelle Guinée, 2006, S. 159).

(Von mir gekennzeichnet sind die Stämme der Ekari/Kapauku, der Damal sowie der Muyu, bei denen Kauris eine echte Geldfunktion übernahmen. Konda Valley ist ergänzt. Hier forschte Denise O´Brien und dokumentierte den Gebrauch von Kauri-Bändern als Bestandteil des Brautpreises bei den Dani. Die Grafik endet rechts mit der Grenze zu Papua Neuguinea.)

Für die Kapauku/Ekari, die Damal und die Muyu ist der Gebrauch einzelner Kauris als Geld nachgewiesen, die Dani verwendeten sie wohl nur auf gewebte Bänder aufgenäht als Brautpreis.

A. Kauri-Bänder der Dani
Bei den Dani spielten die Kauris keine rein kommerzielle, sondern eher eine sozio-ökonomische Rolle. Auf Bänder zu je meist 60 Stück aufgenäht fanden sie bei Begräbnissen insofern Verwendung als die Teilnehmer damit dem Toten einen Tribut leisteten, hernach wurden sie wieder an die Gäste  verteilt (de Boer, 1986:98; Gardner und Heider, 1968:94-95). Weit wichtiger für  uns ist aber der Gebrauch dieser Bänder als „Brautpreis“. Diesen hat Denise O´Brien (1969) für die Dani im Konda Valley nach gründlicher Feldarbeit 1961 ausführlich dokumentiert. Die drei wesentlichen Bestandteile eines Brautpreises waren Schweine, Je-Steine, dort jao genannt, und Kauri-Bänder (S. 407). In den zahlreichen von ihr untersuchten Heiratsfällen betrug die durchschnittlich vom Bräutigam (eigentlicher Brautpreis) geleistete Anzahl der Kauri-Bänder 1930-1950 jeweils 7, zwischen 1950 und 1957 jeweils 14 und 1957-62 jeweils 17 (S. 432). Davor waren schon zur Verlobung Kauri-Bänder gegeben worden. Wer wieviel bezahlt und wer wieviel empfangen hat, listet O Brien auch an anderer Stelle tabellarisch auf (O´Brien 1969a:214 ff.) und weist dabei die große soziale Bedeutung dieser Zahlungen nach. Ploeg (1969:27 ff.) berichtet ausführlich über die Verwendung von Kauri-Bändern als Brautpreis bei den Wanggulam, einem Dani Stamm. Wie die Bänder aussehen zeigt:

Abb. 2: Der schwedische Naturforscher Sten Bergman verbrachte 1957 einige Monate bei den Dani in Kadubaka im Swart Valley = Konda Valley. Das ist identisch mit Karubaga, in dessen Nähe die Anthropologin Denise O´Brien (1969) in den Jahren 1961/63 insgesamt 18 Monate forschte Auch sie berichtet von Häuptling Tibalak und dass die Bewohner sich an Bergman erinnerten. (Bergman, Mein Vater, der Kannibale, 1961, Tafel 29)

Abb. 2: Der schwedische Naturforscher Sten Bergman verbrachte 1957 einige Monate bei
den Dani in Kadubaka im Swart Valley = Konda Valley. Das ist identisch mit Karubaga, in
dessen Nähe die Anthropologin Denise O´Brien (1969) in den Jahren 1961/63 insgesamt
18 Monate forschte Auch sie berichtet von Häuptling Tibalak und dass die Bewohner sich
an Bergman erinnerten. (Bergman, Mein Vater, der Kannibale, 1961, Tafel 29)

Einzelne Schneckenhäuser scheinen bei den Dani nicht als Geld verwendet worden zu sein. Anders lautende Angaben stammen meist von Europäern, die damit Waren eintauschten oder Dienste belohnten. Heider berichtet, dass 1967 bei den Dugum Dani ein Schwein nicht für Kauris zu haben war (1970:14). Wirz (1924:69; zitiert in O´Brien, 1969:436), als älteste Quelle, gibt als Brautpreis an: „…. 10 tinale (Cypraea moneta), zwei Steinbeile, zwei Steinmesser und einige weniger wertvolle Objekte (Schmuck, Tabak etc.)“. Anhand seiner späteren Erwähnung von Kauri-Bändern und aufgrund sprachlicher Vergleiche stellt O´Brien fest, dass seine Angabe von 10 Stück sich nicht auf einzelne Kauris bezog sondern auf Kauri-Bänder (S. 439).

B. Kauris als allgemein gültige Geldform
Interessant ist, dass sich zu beiden Seiten des Kauri-Zuflusses jeweils bei den Nachbarn der „Erstlieferanten“ Wirtschaftsformen bildeten, die sich auf einen Geldkreislauf stützten, dessen hauptsächliches Medium Kauris waren. Zu berichten ist das von den Muyu im Osten, den Ekari oder Kapauku sowie den Damal im Westen.

B.1 Muyu
Schoorl hat von Mai bis Oktober 1954 Daten über die Muyu erhoben. Das geschah im Auftrag des Gouverneurs von damals Holländisch Neuguinea. Diese Daten hat er für seine 1957 veröffentlichte Dissertation verwendet. Zuvor hatte er  von April 1952 bis April 1954 die Position eines assistant district officer im nahen Merauke inne. Und schließlich war er von Anfang 1955 bis Mitte 1956 Chef der holländischen „Unterabteilung“ Muyu.  Daher kommt wohl sein tiefer Einblick in die Kolonialakten. Sein Buch von 1993 basiert auf der Doktorarbeit, ist aber um spätere Informationen erweitert. Die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der Kauris, von den Muyu ot genannt, sind hier auf die verschiedenen Kapitel verteilt. Der Geldwirtschaft der Muyu, in der Kauris – ot – zusammen mit einigen anderen Wertgegenständen eine dominierende Rolle spielten, widmete er sich gesondert noch einmal in einem Beitrag für die Schriftenreihe „Irian“ (Schoorl, 1976). Ot beschreibt er als „a kind of cowrie shell some 2 to 3 cm long and 1 to 1,5 cm wide, its top polished off“ (1993:42). Hundezähne dienten als eine Art Kleingeld, vier von ihnen gingen auf 1 ot (1993:87-88). Auch wenn es mir in diesem Artikel nur um die Kauris geht, seien doch kurz die weiteren Wertgegenstände erwähnt, die neben ot und Hundezähnen (mindit) in einem Brautpreis unverzichtbar waren (1993:42):

inam
Ein Band mit aufgebrachten Nassa Schneckenhäusern, Schoorl hält sie irrtümlich für kleine Kauris. Ein Band von 30 – 40 cm Länge ist 2- 3 ot  wert.

wam
„a big flat white shell“, bis zu 16 oder 17 cm lang und 7 cm breit. Wird an einer Schnur als Brust- oder Rückenschmuck getragen. Ein so großes Stück kann 24 ot wert sein. kleinere nur 3 ot. Name und Form erinnern an „gam“ Melostücke von den Mendi.

yirip
Strang mit Hunde-Schneidezähnen, Eckzähne sind eingestreut und machen den  Wert von 2 – 6 ot aus.

tamat
Steinaxt Wert: 2 – 8 ot.

tabukyot
Rollen heimischen Tabaks. Wert: 1 – 2 ot.

Zurück zum Kauri-Geld. In beiden Publikationen führt Schoorl aus, dass die als ot bezeichneten Kauris die Anforderungen an ein modernes Geld erfüllten. Sie waren ein jederzeit einsetzbares Tauschmittel, fungierten als Zahlungsmittel und Wertmaßstab und dienten als Wertaufbewahrungsmittel. Dazu waren sie gleichförmig, übertragbar, teilbar und dauerhaft. Sie stellten nicht nur den wichtigsten Teil des Brautpreises dar, sondern mit ot konnte man alle Waren kaufen und der Wert der Waren wurde in ot beziffert. Der Geldkreislauf wurde durch die religiös unterlegten Schweinefeste in Schwung gehalten. Schweine wurden mit ot erworben und beim Schweinfest verkaufte man Fleischstücke wiederum gegen ot. Vielfach wurde Kredit gewährt, sei es zum Kauf von Waren oder zur Bezahlung des Brautpreises. Viele hatten Außenstände und zugleich Schulden, die beide in ot zu begleichen waren. Dadurch war der Buchgeldumlauf oft größer als die tatsächlich vorhandene Menge an Kauris. Ein höchst moderner Zug der Geldwirtschaft. Schoorl erkannte klar, dass die alte Kultur durch westliche Einflüsse im Schwinden war. Insbesondere die Mission sah in ot  die Wurzel vieler Übel. So war es das hauptsächliche Zahlungsmittel für gedungene Mörder, ausstehende Schulden führten oft zu Fehden und Morden, größerer Besitz an ot verführte zu Polygamie (man konnte sich den Brautpreis leisten) und viele junge Leute konnten nicht heiraten, weil sie den Brautpreis nicht zahlen konnten, da halfen ihnen durch auswärtige Arbeit erworbenes Regierungsgeld und Waren nichts. Sie hätten nichts gegen die Abschaffung von ot gehabt, denn es befand sich überwiegend im Besitz der älteren Generation. Solche Bemühungen bestanden schon seit den 1930er Jahren, aber bis zu Schoorl´s Tätigkeit hielt es die Kolonialregierung nicht für angebracht, ot offiziell außer Kraft zu setzen, weil es zu stark in der Kultur der Muyu verhaftet war (1993:252). Eines der vorgegebenen Ziele von Schoorl´s Aufgabe 1954 war übrigens, herauszufinden wie man die Vorherrschaft von ot brechen könnte. Schon deshalb hat er sich mit dieser Materie intensiv beschäftigt  Zum Gebrauch von ot schreibt Schoorl, dass die Muyu eigentlich nur alte Stücke als Geld angenommen hätten. Er berichtet jedoch von verschiedenen Verfahren, neue Stücke alt zu machen und bezweifelt, dass eine Unterscheidung letztlich möglich gewesen ist (1993:87).

 

B.2 Kapauku oder Ekari
Leopold Pospisil veröffentlichte 1963 seine Monographie über die Kapauku gleichzeitig mit seinem  Buch „Kapauku Papuan Economy“. Die Daten dazu hatte er im Wesentlichen während der ersten acht Monate des Jahres 1955 gesammelt. Die Kapauku, auch Ekari, Ekagi oder Mee genannt, sind ein Volk der heutigen indonesischen Provinz Papua (siehe Karte in Abb. 1-2 oben). Pospisil schätzte Mitte der 1950er Jahre die Bevölkerungszahl auf 45.000, heute sind es weit über 100.000. Damals gehörte das Gebiet zu Niederländisch Neuguinea. Der Verfasser schildert die Wirtschaft der Kapauku als einen absoluten Ausnahmefall unter vergleichbaren indigenen Stämmen, weil die Umverteilung der Erzeugnisse weitgehend durch Kauf und Verkauf unter Bezahlung mit Kauri-Geld „mege“ oder seinen Substituten erfolgte. Sie hatten untereinander feste Wertrelationen und funktionierten als echtes Geld.

Zur Vielseitigkeit der Verwendung des Schneckengeldes lassen wir ihn selbst zu Wort kommen (übersetzt); „Die Kaurischnecken und Halsketten der Kapauku werden zur Bezahlung von Nahrungsmitteln (Ratten, Beuteltiere und Schweinefleisch), Haustieren (Schweine und Hühner), Früchten, Land und anderen Produkten (Kanus, Bretter, Netztaschen etc.) verwendet und ebenso zur Abgeltung für Gartenarbeit und Dienste (Magie, Heilung, Zauberei, Aufziehen von Tieren etc.). Sie dienen zu Zahlungen für die Überlassung von Land und  zur Abgeltung von Schäden in Form von Blutgeld oder Strafen und sie sind wesentlicher Bestandteil des Brautpreises. Der Wert eines Gegenstands wird in jedem Fall in Geld ausgedrückt. Wird ein Kapauku gefragt wie groß sein Schwein war als es geschlachtet wurde, wird er als Antwort die Geldsumme nennen, die er durch den Verkauf des Fleisches erhalten hat. Ähnlich wird er den Wert eines lebenden Schweins zum Beispiel als „Zwölfer“ angeben, d. h. ein Schwein, das 12 Kapauku Kauris wert ist“ (1963:301). Auch ein Kreditsystem existierte ähnlich dem der Muyu.

Im Teil VIII des Buches wird die „Kapauku Money Economy“ anhand der 1955 aufgenommenen Daten ausführlich beschrieben (S. 300 ff.). Darin sind Daten über Markttransaktionen und Kaufkraft enthalten. Ähnliches enthält auch seine Monographie (1963a:18-31 sowie 1968 = Abdruck dieser Seiten). Hier berichtet er auch, dass vor der Befriedung durch die Europäer das Einhandeln der Kauris von den Küstenstämmen nicht einfach war. So mancher Händler habe dabei sein Leben verloren und sei von den Kannibalen verspeist worden. Uns sollen hier die verwendeten Geldformen interessieren.

Pospisil hat auf Seite 302 der „Kapauku Papuan Economy“die verwendeten Kauri-Gelder gezeichnet, aber es wäre mühsam, allein damit die Übereinstimmung mit realen Kauri Arten herzustellen. Auf der Suche nach Bildern bin ich auf einen Schlüssel zum besseren Verständnis gestoßen. Das Yale Peabody Museum for National History in New Haven beherbergt die Sammlung, die Pospisil nach 1955 mitgebracht hatte. Bilder davon sind in der Online Collection enthalten. Er hatte in Yale studiert und promoviert und war später dort Professor und auch Kurator des Museums gewesen. Die Verbindung seiner Beschreibungen im Buch mit entsprechenden Fotos seiner Sammlungsstücke ermöglicht eine anschauliche Darstellung mancher bei den Kapauku verwendeten Geldformen.

Vorbemerkungen:
a)
Die Leute unterschieden zwei Kategorien von mege (Kauris; Monetaria moneta):

meekaa mege „Kauris der Leute“, die schon vor der Ankunft der Weißen im Umlauf waren und
tuanikaa mege „Kauris der Weißen“, durch Europäer und Amerikaner erst eingeführt. „Mee“ ist eine andere Bezeichnung der Kapauku und „tuan“ ist der gebräuchliche Begriff für den Weißen Mann.
b) Um das Wertverhältnis der einzelnen Tauschmittel untereinander darzustellen, drückt Pospisil ihren Wert in der Anzahl von „eingeführten großen (6 mm) hellblauen Glasperlen“ aus, der kleinsten Werteinheit im System. Das sind vermutlich die drei Perlen links im Bild der

Abb. 7: „dau“, eingeführte Glasperlen. Auf „cylindrical or spherical light-blue glass beads, 6 mm long“, an anderer Stelle „large (6 mm)“ stützte Pospisil die Bewertung der übrigen Geldformen. Ich unterstelle, dass die 3 Perlen links gemeint sind. Beschreibung: String of trade glass beads used in 1955 as a trade article with the natives. Length 6 in. „dau“. Southern Kamu Valley, Kapauku, Netherlands New Guinea.

Abb. 7: „dau“, eingeführte Glasperlen. Auf „cylindrical or spherical light-blue glass beads,
6 mm long“, an anderer Stelle „large (6 mm)“ stützte Pospisil die Bewertung der übrigen
Geldformen. Ich unterstelle, dass die 3 Perlen links gemeint sind. Beschreibung: String of
trade glass beads used in 1955 as a trade article with the natives. Length 6 in. „dau“. Southern Kamu
Valley, Kapauku, Netherlands New Guinea.

1.          Meekaa mege – alte Kauris (vor Ankunft der Weißen im Umlauf)

1.1       Kawane – von geringem Wert

Nach der Zeichnung und nach der Beschreibung eliptisch, glatt (im Gegensatz zur  knotigen Monetaria moneta) könnte es sich um Monetaria annulus zu handeln, wahrscheinlicher sind aber einfache Monetaria moneta ohne Ausbuchtung. In der Sammlung findet sich kein Vergleichsstück.
Wert: 2 Glasperlen

1.2       Wei mege – kostbare Kauris

1.2.1    Bomoje – war die gebräuchlichste der wei mege Kategorien. „Angular outline and uneven surface“ kennzeichnen sie als Monataria moneta mit eckigem Umriss und unebener Oberfläche, vermutlich sind damit die Höcker gemeint, von denen Ellenberger von den Damal berichtet..

Die Art zerfällt wiederum in zwei Unterkategorien:

Dege bomoje – die gewöhnlichste Sorte von gelblicher Farbe – Wert: 30 Glasperlen. Sie entsprechen wohl denen in Abbildung 3 unten. Wenn Kapauku von mege = Kauris sprachen, meinten sie in der Regel dege bomoje.

Abb. 3: „wei mege“ oder „Kapauku mege“, alte, wertvolle Kauris (Monetaria moneta). Beschreibung 6 cowries strung on inner bark string. All are highly valued old Kapauku cowries „Kapauku mege“. Length 4 ¾ in. Southern Kamu Valley,Kapauku, Netherlands New Guinea.

Abb. 3: „wei mege“ oder „Kapauku mege“, alte, wertvolle Kauris (Monetaria moneta).
Beschreibung 6 cowries strung on inner bark string. All are highly valued old Kapauku cowries
„Kapauku mege“. Length 4 ¾ in. Southern Kamu Valley,Kapauku, Netherlands New Guinea.

Buna bomoje – von dunklerer Färbung – Wert: 40 Glasperlen.

Keine Vergleichsabbildung.

1.2.   Epaa mege – ähnlich bomoje, aber größer. Keine Abbildung in der Sammlung.

Wert: 60 Glasperlen.

1.2.3    Bodija – ähnlich Epaa mege, aber noch größer. Keine Abbildung in der Sammlung.

Wert: 300 – 360 Glasperlen.

2.          Tuanikaa mege „Kauris der Weißen“

Wert: Drei Glasperlen.

Abb. 4: „tuani mege“, von den Weißen eingeführt, aber schon lange im Gebrauch. Beschreibung: 5 cowry shell strung on inner bark string, used as shell money „tuani mege“ (im Text auch „tuanikaa“ genannt) all introduced by white man, but longer time in use. Low value. Length 4 ¼ in. Southern Kamu Valley, Kapauku. Netherlands New Guinea.

Abb. 4: „tuani mege“, von den Weißen eingeführt, aber schon lange im Gebrauch.
Beschreibung: 5 cowry shell strung on inner bark string, used as shell money „tuani mege“ (im Text  much „tuanikaa“ genannt) all introduced by white man, but longer time in use. Low value. Length 4 ¼ in.
Southern Kamu Valley, Kapauku. Netherlands New Guinea.

 

Abb. 5: „tuani mege“, von den Weißen eingeführte Kauris von geringem Wert. Beschreibung: 10 cowries strung on inner bark string, used as shell money „tuani mege“. All are recently made pieces of shell introduced by white man. Low value. Length 7 ¾ in. Southern Kamu Valley, Kapauku, Netherlands New Guinea.

Abb. 5: „tuani mege“, von den Weißen eingeführte Kauris von geringem Wert.
Beschreibung: 10 cowries strung on inner bark string, used as shell money „tuani mege“. All are
recently made pieces of shell introduced by white man. Low value. Length 7 ¾ in. Southern Kamu Valley,
Kapauku, Netherlands New Guinea.

 

3. Andere Geldsorten

3.1       Dedege – Halsketten aus Nassaschneckenböden, auf zwei parallele Fäden gezogen.

Dedege peka – von Armlänge = ca. 60 cm – wie in Abb. 6 fungierte als echtes Geld.
Wert: 30 Glasperlen. Längere Ketten wurden hauptsächlich als Brautgeld verwendet.

Abb. 6: „dedege“ Nassa Schneckenschalenkette, eine Armlänge (61 cm) „peka“. Beschreibung: Small cowry shell (hier irrt das Museum) necklace „dedege“. Shell strung on inner bark string. Length 24 in. Southern Kamu Valley, Kapauku, Netherlands New Guinea.

Abb. 6: „dedege“ Nassa Schneckenschalenkette, eine Armlänge (61 cm) „peka“. Beschreibung:
Small cowry shell (hier irrt das Museum) necklace „dedege“. Shell strung on inner bark string. Length 24
in. Southern Kamu Valley, Kapauku, Netherlands New Guinea.

3.2       Pagadau – sind kleine Glasperlen verschiedener Formen und Farben von 1 – 4 mm Länge. Sie wurden in gleichen Längen wie dedege auf Fäden aufgezogen und hatten bei den Kapauku den gleichen Wert wie diese. Also war ein Strang von 60 cm (peka) 30 der hellblauen Vergleichsperlen wert.

Abb. 8: „pagadau“, kleine, eingeführte Glasperlen bis 4 mm), ebenfalls als Geld benutzt. Beschreibung: String of glass beads used in 1955 as a trade article with the natives. Length 2 ¾ in. „pagadau“. Southern Kamu Valley, Kapauku, Netherlands New Guinea.

Abb. 8: „pagadau“, kleine, eingeführte Glasperlen bis 4 mm), ebenfalls als Geld benutzt.
Beschreibung: String of glass beads used in 1955 as a trade article with the natives. Length 2 ¾ in.
„pagadau“. Southern Kamu Valley, Kapauku, Netherlands New Guinea.

 

 

Die alten mege von den eingeführten zu unterscheiden (Abbildungen 4 und 5 oben), zumal wenn diese schon einige Zeit in Umlauf gewesen waren, mag nicht einfach gewesen sein, aber die Kapauku konnten es offenbar (Pospisil, 1963a:304).

Die Herren der Abbildung 1.1 oben sind wohl eifrig bei der Prüfung der als Brautpreis angebotenen mege. Diese Schwierigkeit der Unterscheidung machten sich die Kapauku übrigens zunutze indem sie ihren Nachbarn die neuen (zubereiteten) als alte wei mege andrehten.

Um die Sache noch komplizierter zu machen, steuert Le Roux (1948:353) für die

Ekari/Kapauku folgende Einteilung bei:

> mèrè ibotè              = größte Sorte mit ca. 2,5 cm Länge,

> mèrè ipowà            = mittlere Sorte mit ca. 2 cm Länge,

> mèrè màbinàpò     = kleinste Sorte mit ca. 1,5 cm Länge

Neben dieser Unterteilung stellte er Unterschiede nach der Farbe fest. Diese reichte von bläulich weiß bis gelb. Die Angaben stammen von Expeditionen, die lange vor Pospisil´s Aufenthalt in der Mitte der 1950er Jahre stattgefunden haben. Ich will es bei der detaillierten Schilderung von Pospisil belassen. Die Behauptung von Le Roux, die Kauris seien von der Nordküste eingeführt worden, mag zu einem kleinen Teil zu seiner Zeit zutreffen, doch zeigt schon die Verteilungskarte der  Monetaria moneta über die Weltmeere klar, dass sie an der Nordwestküste Papuas praktisch fehlt oder zumindest selten ist, an der Südwestküste aber reichlich vorkommt (WORMS World Register of Marine Species, Funktion „occurence“).

3.3 Damal

Die Damal sind Nachbarn der Kapauku/Ekari. Ihre Wirtschaft basierte auf Kauris und Schweinen. Somit ist es kein Wunder, dass Ellenberger (1962 a und 1962 b), der 1957 bis 1962 als Missionar bei ihnen tätig war, dort ein ähnlich verfeinertes Kauri–Geld System vorfand wie Pospisil bei den Kapauku.  Hier ist seine Darstellung der Werteinheiten in aufsteigender Form:

nikip
Wird als „skin shell“ bezeichnet. Skinny ist mager, dünn. Ich glaube, dass man es in diesem Sinn als die einfache Schale ohne besondere Merkmale ansehen kann, dem kawane der Kapauku gleichzusetzen.
Diese Schalen bildeten die Grundlage des Geldsystems, auf sie bezogen sich die Werte der anderen Einheiten. Sie wurden auch zu je 30, 50, 60, 100 oder 120 auf Bänder aufgenäht. Eine nikip entsprach etwa dem Wert der Arbeitsleistung eines Tages.

pici bo
Verkörpert 30  nikip. Damit kann man eine Axt oder ein kleines Schwein kaufen.

beke
Unterschiedlich bewertet*. Die höherwertigen verkörpert 30 – 60 nikip.

muga
Unterschiedlich bewertet*. Verkörpert 60 bis 120 nikip.

wodo
Verkörpert 150 bis 200 nikip.

hido
Verkörpert 400 – 450 nikip. Bewertet mit einem großen Schwein, einem Kauriband (60 nikip), einer muga Schale, einer Axt, einem Schwein oder einem muga niedrigen Werts, und einer kuwawi Schale. Diese Menge an Gegenständen oder ähnliche Äquivalente  waren notwendig um eine hido zu erwerben.

Dazu kommen noch zwei alte Kapauku Kauris. Davon ist kuwawi 10 oder weniger nikip wert, tipi 5 oder weniger.

Hido und muga sind nach Ellenberger mit Namen versehen und man kennt die Besitzer. Wenn eine davon den Eigentümer wechselt wird das allen bekannt. Warum Ellenberger wodo, das zwischen den beiden liegt, nicht in diese Feststellung einbezieht ist unbekannt. Jedenfalls kann man davon ausgehen, dass nikip, pici bo und beke die üblicherweise gebrauchten „Geldstücke“ waren.

Die unterschiedliche Bewertung hing damit zusammen, dass es verschiedene Qualitätsmerkmale gab, die den Wert einer Kauri innerhalb ihrer Wertstufe bestimmten. In der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit führt Ellenberger folgende auf:

a) Höcker (bumps)

Die höchst bewertete Qualität beruht darauf, dass alle vier „Höcker“ auf dem Vorderteil der Schneckenschale ausgeprägt sind. Mit Schnecken kannte Ellenberger sich offenbar nicht sehr gut aus, denn seine Annahme, die Kauri hätte die Höcker aus ihrer Jugendzeit herübergerettet, trifft nicht zu. Im Jugendalter hat die Kauri eine recht dünne Schale und von Höckern ist da noch nichts zu sehen. Erst wenn sie erwachsen ist, bildet sich der kallöse Rand, auf dem in manchen Fällen solche Höcker entstehen. Im Glücksfall sind eben alle vier Höcker ausgeprägt. Jeweils eine Monetaria moneta mit vier, drei bzw. ohne Höcker sind in den Abb. 9, 10 und 11 zu sehen.

Abb. 9: Moneataria moneta mit vier ausgeprägten Höckern am äußeren Rand.

Abb. 9: Moneataria moneta mit vier ausgeprägten Höckern am äußeren Rand.

Abb. 10: Monetaria moneta mit drei ausgeprägten Höckern am äußeren Rand

Abb. 10: Monetaria moneta mit drei ausgeprägten Höckern am äußeren Rand

Abb. 11: Monetaria moneta ohne erkennbare Höcker

Abb. 11: Monetaria moneta ohne erkennbare Höcker

Diese Unterscheidung teilt die Kauris ein in

  • etal nikip = „skin shells“ ohne Höcker mit einem Wert geringer als eines Tages Arbeit und
  • etal nau (body shells) = mit Höcker, die der Arbeit von zwei Tagen aufwärts entsprechen.

b) Gestalt/Form
Muga der nau Kategorie (also mit Höckern) übertreffen den Wert einer beke Kauri mit schmalem, elliptischem oder ovalem Umriss um das zweifache, manchmal des dreifache.

 

c) Größe und Färbung
Die beiden Kriterien sind in ihrer Wichtigkeit in etwa gleich anzusehen. Bei den gelblichen, von den Fremden eingeführten Kauris kommt es für ihr Wertverhältnis zu den von den Kapauku eingehandelten weißen Kauris auf die Größe an.

 

 

C. Zusammenfassung:

Wie wir gesehen haben, bildete die Kauri (Monetaria moneta) bei zumindest drei Volksstämmen im Hochland von Papua als Geldform die Basis der dortigen Wirtschaft und erfüllte unsere modernen Anforderungen an Geld. Die Dani verwendeten sie meist auf gewebte Bänder aufgenäht als Brautpreis.
Ich berichte hier über etwas, das vor 60 oder 50 Jahren galt. Diese Kauri-Herrlichkeit gehört längst der Vergangenheit an.
Kauri-Bänder werden von den Dani nach wie vor hergestellt, aber nicht mehr mit der Hand sondern maschinell und sie werden an Touristen verkauft.
Auch bei den Kapauku, Damal und Muyu zahlt man längst nicht mehr mit Kauris.
Aber das Wissen über diese alten Geldformen zu erhalten ist eines der Ziele unserer Zeitschrift.

–>>Literaturverzeichnis-rabus-kauris-papua