African Currency – Monete tribali dell’ Africa subsahariana

Buchbesprechung von Fritz Klusmeier

 

Bartolomuzzi, Adolfo:  African Currency – Monete tribali dell’ Africa subsahariana
(Texte italienisch und englisch)  Milano 2012, 189 Seiten, 40 Euro

ZUSAMMENFASSUNG:
Wem kann die vorliegende Publikation von Nutzen sein?

  • Der Wissenschaft möglicherweise durch die dem Katalog vorangestellten Texte,
  •  dem Kaufwilligen, der sich für Produkte afrikanischer Handwerkskunst interessiert, weil er sich durch den Katalog anregen lassen kann,
  • somit auch dem Verkäufer dieser Objekte,
  • dem Sammler traditioneller afrikanischer Geldformen kaum, der kundige Sammler weiß wohl zu unterscheiden, welche Objekte Geldcharakter haben und welche nicht; für ihn sind möglicherweise die einleitenden Texte und die Literaturangaben interessant. Der unkundige Sammler jedoch sollte sich lieber nicht an dem Katalog orientieren, der ihn leicht in die Irre führen kann.
————————————

In Italien besteht augenscheinlich einiges Interesse an außermünzlichen Geldformen, vor allem aus Afrika; es gibt Galerien (wie die von Ballarini und Bartolomuzzi), die solche Objekte anbieten, und auch interessierte Sammler.

Nun hat auch Bartolomuzzi einen Katalog vorgelegt, der im Wesentlichen seine Sammlung und die Bestände seiner Galerie zeigt. Es handelt sich dabei vor allem um Objekte aus Metall, was ja für Afrika südlich der Sahara bezeichnend ist.

Den Hauptteil der Publikation bildet natürlich der Katalog (S. 1-148). Die Objekte sind alle abgebildet, die Qualität der Fotos ist gut. Die zusätzlichen Abbildungen, welche Objekte in situ zeigen, sind gut ausgewählt.

Die Objekte sind unterschiedlich ausführlich beschrieben: Material, Bezeichnung, Herkunft, Maße und Gewicht, Verwendungszweck, aussehen, Herstellung. Nützlich sind die gelegentlichen Hinweise auf die Orte, wo die Objekte gesammelt worden sind, und den Zeitpunkt der Erwerbung.

Leider fehlen bei den allermeisten Objekten einschlägige Quellenangaben, wenn sie vorhanden sind (SS. 1, 35, 58, 74f, 82, 88, 90 oben, 93, 97) sind einige der genannten Autoren in der Bibliographie (Bibliografia generale) nicht auffindbar (Fusco, Cole & Aniakor 1984, Johansson 1968, Rivallain 1981, Quiggin, van Leynseele 1979).

Die Objektauswahl ist irritierend: Eine ganz erhebliche Anzahl der vorgestellten Objekte hat keinen Geldcharakter! Das gilt z. B. für Ritual- und Zeremonialgegenstände (S. 27 unten, 28, 34, 36, 44 f., 53, 56, 64f.), für Werkzeuge (S. 27, 43, 68 oben und Mitte,  Waffen (S. 29 unten, 91, 93 oben, 118-123),   Schmuckstücke ( S. 72 unten, 73, 124, 144 oben, 146 unten), Musikinstrumente (S. 29, 70f.). Längst nicht jeder Armreif, längst nicht jedes Hackenblatt und Wurfmesser, längst nicht jede Speerspitze hatte in Afrika Geldcharakter! Gegenteilige Behauptungen wären zu belegen.

Der Autor war augenscheinlich selbst oft nicht von dem Geldcharakter der Objekte überzeugt, in seinen Beschreibungen finden sich Sätze wie z. B. „ritual iron…considered by the Lobi and Gan as sacred objects“ (S 27), „ceremonial staffs… were planted in the earth of sacred woods as votive offers“ (S. 28), „scudo in ferro…is certainly a prestigious object used for dances and ceremonies“ (S. 29). –

Einige Beschreibungen enthalten sachliche Ungenauigkeiten:

  1. Die Wurfmesser (S. 77) tragen nicht die Bezeichnung „kul“, diese Bezeichnung betrifft die Objekte S, 76.
  2. Die Objekte S.40 und S. 112 haben nichts mit „Mitakos“ zu tun.
  3. Das Objekt S. 39 Mitte ist keine „manilla called king“.
  4. Die Schnecken S. 130 Mitte sind keine Kauris.
  5. Die Hackenblätter S. 97 unten sind keine Shokas.
  6. Das Objekt S. 89 oben ist aus Kamerun, nicht aus dem Kongo-Gebiet.
  7. Das Objekt S. 89 Mitte ist kein Wurfmesser.
  8. Die Objekte S. 69 oben sind von den Libinza.
  9. Nicht alle Glasperlen (S. 137) sind Millefiori-Perlen.

Der Katalog enthält fast ausschließlich Metallobjekte, so wirken die Schlussabschnitte fast wie Fremdkörper. Der Autor wollte augenscheinlich Einseitigkeit vermeiden: Es gibt kurze Abschnitte über afrikanisches Schneckengeld (Kauris, Zimbos, S. 130f.), über Perlen (S. 132- 140), über das Goldwiegen bei den Akan und entsprechendes Zubehör (S.141-143) und über einige Einzelobjekte (Elfenbeinringe, Wildschweinhauer, abrus praecatorius, die Goldohrringe aus Mali (S. 145f.) und den Maria-Theresia-Taler (S. 147). –

Dem Objektkatalog ist ein Textteil vorgeschaltet mit Beiträgen mehrerer Autoren (S. IV-
XXXVII), diese Beiträge erhellen den Kontext, in dem die vorgestellten Objekte stehen.

In der Einleitung Bartolomuzzis (S. VII) fällt auf, dass er sich augenscheinlich über die Bezeichnung der traditionellen afrikanischen Geldformen im Unklaren ist, er redet von „means of payment“, „trading curency“, „pre-colonial African coins“, „means of barter“, „African coins“ (wobei der Begriff „coin“ natürlich völlig fehl am Platze ist,. Übersetzungsfehler „moneta“ = „coin“).

Der Abschnitt „Regina pecunia“ von Bartolomuzzi enthält historische Anmerkungen und Ausführungen zu einzelnen Objektgruppen und den verwendeten Materialien (S.IX-XIV).

Der Abschnitt „The African primitive currency“ von Voltolina/Beni enthält Ausführungen über das Wesen des ‚Primitivgeldes’, die Autoren betonen die Einbettung der Geldformen in den jeweiligen Kontext (S. XV-XVII).

Der Abschnitt „The metallurgist-smith in origins of the African sub-Saharan currency“ von Calderoli gibt einen guten Überblick über die Rolle der afrikanischen Metallarbeiter in der Gesellschaft (S. XVIII-XXIII; mit speziellem Literaturverzeichnis).

Der Abschnitt „The Revival of African Currencies“ von Tagliaferri zeigt die Unterschiede zwischen modernem Geld und den “old African currencies” auf. Der Autor betont den ästhetischen Wert der einschlägigen Objekte und ihre daraus folgende Attraktivität auch in unserer Zeit (S. XXIV-XXXVII, mit speziellen Literaturhinweisen).-

Am Schluss des Bandes folgt dem Katalog die „Bibliographia generale“ (S. 149-151), sie enthält eine ganze Reihe von wichtigen Titeln, dabei auch einige in deutscher Sprache, aber es fehlen merkwürdigerweise die Publikationen z. B. von Quiggin, Einzig, Opitz und auch Ballarini, von dessen Katalog-Layout sich Bartolomuzzi augenscheinlich hat beeinflussen lassen. Auch der „Primitivgeldsammler“ wird leider nicht erwähnt (wie übrigens im gesamten Buch nicht).

 

Wem kann die vorliegende Publikation von Nutzen sein?

  • Der Wissenschaft möglicherweise durch die dem Katalog vorangestellten Texte,
  • dem Kaufwilligen, der sich für Produkte afrikanischer Handwerkskunst interessiert, weil er sich durch den Katalog anregen lassen kann,
  • somit auch dem Verkäufer dieser Objekte,
  • dem Sammler traditioneller afrikanischer Geldformen kaum, der kundige Sammler weiß wohl zu unterscheiden, welche Objekte Geldcharakter haben und welche nicht; für ihn sind möglicherweise die einleitenden Texte und die Literaturangaben interessant. Der unkundige Sammler jedoch sollte sich lieber nicht an dem Katalog orientieren, der ihn leicht in die Irre führen kann.

(Ich danke den Herren Koschatzky und Miersch für wertvolle Hinweise.)