Bericht zum Herbsttreffen in Erfurt

12. – 14. Oktober 2012
(Ausführlicher Bericht von Peter Schellenberg folgt nachstehend)

Zusammenfassung:
Das Treffen war ein voller Erfolg. Dazu beigetragen haben der ausgezeichnete Service im Hotel, Organisatoren, Teilnehmer und ein hochinteressantes Programm:

– etwa 70 Teilnehmer

– Schöne Objekte

Jedes Stück ein Kunstwerk – Ashanti-Gewichte MUSS man einfach in die Hand nehmen …….

Objekte aus der „Südsee“ – manchmal ist es schwer zu entscheiden, ob es sich um eine frühe Geldform oder einen Gebrauchsartikel handelt: aber immer begeistern diese Stücke durch phantasievolle Gestalt und farbige Fröhlichkeit

 

Perlen aus Venedig, in Afrika als „Geld“ und gleichzeitig als Schmuck verwendet: einzelne Stücke können mehrere Hundert Jahre alt sein; nicht nur „Primitivgeld-Sammler“ schätzen ihren kunstvollen Aufbau und ihre Schönheit

 

Schwer zu sagen: Werden hier Objekte von Vereinsmitgliedern gemeinsam bestimmt? Oder will sich ein Sammler von seinen Schätzen trennen?

Und noch mehr Objekte aus der Südsee …..

 

– Als spezielles Ereignis: Eröffnung der Ausstellung  „Vormünzliche Zahlungsmittel aus der Südsee und anderen Kulturen“ im Beisein der Eucoprimo Teilnehmer

– Eine fachkundige Führung durch die Alte Synagoge, den Schatz und der Fachvortrag zum Thema

Alte Synagoge (aus „Jenapolis“)

 

 

 

 

 

 

 

Ausführlicher Bericht zum Herbsttreffen  2012

Peter Schellenberg

Das Treffen fand diesmal in Erfurt statt. Die attraktive und historisch bedeutsame Stadt lockte ca. 80 Teilnehmer in ihre Mauern. Ort der Zusammenkunft war das Mercure Hotel in unmittelbarer Nähe zur Altstadt. Dank der guten Infrastruktur des Hauses verlief die Tagung reibungslos und auch die kulinarische Betreuung traf auf Beifall

Die Organisation des Treffens haben sich die Ehepaare Fechner und Reitz geteilt, wobei das Ehepaar Reitz die eigentliche Tagung und das Ehepaar Fechner das Begleitprogramm verantworteten. In diesem lernten wir den „Erfurter Schatz“ kennen, der dann auch Gegenstand des Abendvortrages war und eröffneten eine Ausstellung von Primitivgeld. Auch eine Stadtführung war angeboten.

Der Samstag begann dieses Mal, bedingt durch das Begleitprogramm am Nachmittag, mit der traditionellen Tauschbörse. Die angebotenen Objekte hatten ihren Schwerpunkt bei Zahlungsmitteln, waren  auf alle Regionen verteilt und wechselten in guter Anzahl den Besitzer.

Am Nachmittag stand die Besichtigung der alten Synagoge und des dortigen Stadtmuseums an. Höhepunkt des Besuches war die Präsentation eines erst 1998 entdeckten Schatzes aus dem 14.Jhdt., den eine reiche jüdische Familie angesichts drohender Pogrome versteckt hatte. Er enthält neben Silberbarren mit Zahlungsfunktion sowie Fernhandelsmünzen insbesondere den wertvollen Schmuck der Familie mit teilweise herausragenden Exponaten, wie einem Hochzeitsring, aber auch viele Gebrauchsgegenstände wie dem ungewöhnlichen Silbergeschirrensemble. Der Schatz weist ein Gesamtgewicht von 28 Kilogramm auf.
Mit dem „Erfurter Schatz“ in der alten Synagoge und seiner Bedeutung für die Dokumentation jüdischer Geschichte im ausgehenden Mittelalter bewirbt sich die Stadt Erfurt um die Aufnahme in die Liste des UNESCO-Welterbes.

Anschließend ging es zum Bernary-Speicher im Sparkassenfinanzzentrum zur Eröffnung der Ausstellung „Vormünzliche Zahlungsmittel in der Südsee und in anderen Kulturen“.

Wir hörten Grußworte des Kulturdirektors der Stadt Erfurt, Herrn Knoblich, der Chefrestauratorin Frau Kosicki, eine Grußadresse im Namen der Eucoprimo von Herrn Prof. Dr. Denk sowie eine Einführung zur Ausstellung  von Herrn Prof. Dr. Fechner, der an der Gestaltung der Ausstellung engagiert mitgewirkt hatte.

Erstmals werden in dieser Ausstellung Objekte der dort untergebrachten Südseesammlung des deutschen Kolonialbeamten Dr. Knappe –  erworben 1889 von der Stadt Erfurt – unter dem Aspekt „Vormünzliche Zahlungsmittel“ präsentiert.  Diese Sammlung beinhaltet neben einem fast 6 m langen Auslegerboot von den Marshall-Inseln und zahlreichen Gebrauchs- und Kultgegenständen auch Delfinzahnketten, Toluk-Schälchen, Tapas und feine Matten. Für die Sonderausstellung wurde die Südseesammlung durch einige Objekte von Mitgliedern der Eucoprimo ergänzt. Ungewohnt war die Ordnungsstruktur der Ausstellung. Dabei  wurde vom üblichen Schema der rein geographischen Einteilung abgewichen. Die Objekte waren nach Kategorien wie Waffen, agrarische Geräte, Gebrauchsgegenstände, Naturprodukte etc. und deren unterschiedliche Ausprägung als Geldformen in den verschiedenen Regionen geordnet. Geradezu archetypisch durch viele Kulturen zieht sich die Entwicklung von Schmuck und Waffen zu Zahlungsmitteln. Ebenso können Gebrauchsgegenstände wie Hacken und Schaufeln von ihrem ursprünglichen Zweck losgelöst, zu Primitivgeld werden, wie Kümmer- und Wucherformen belegen. Zudem werden in der Ausstellung anhand exemplarischer Beispiele Barren, Ersatzgeld und Übergangsformen vom Primitivgeld zu „modernem Geld“ gezeigt. Einige Sammlungsstücke sind sonst nicht zu sehen und wurden für die Ausstellung dem Magazin entnommen.*
Ergänzt wurde die Ausstellung durch Fotografien von Frido Fechner mit dem Titel „Exotische Schnecken südlicher Meere“. Die ästhetisch beeindruckenden Aufnahmen zeigten neben „Geld“schnecken wie der „Turbo marmoratus“ auch echte Kuriosa wie die „Echte Wendeltreppe“, deren Windungen sich nicht berühren und die Gastträgerschnecke,.die leere Gehäuse von Muscheln und Schnecken in ihre Schale einbaut.

Die bebilderte Begleitpublikation mit einem Beitrag des Ehepaar Fechner kann zum Preis von 8.00 € über das Museum oder unser Mitglied vor Ort erworben werden.

Die örtliche Presse berichtete über die Veranstaltung.
Die „Vormünzliche Zahlungsmittel in der Südsee und in anderen Kulturen“ wird noch bis zum 29.März 2013 im Benary-Speicher der Stadt Erfurt gezeigt.

Der Samstagabend begann mit einem Dia-Vortrag von Frau Dr. Stuerzebecher von der Stadt Erfurt zu dem Thema „Der Erfurter Schatz unter besonderer Berücksichtigung der Barren, Markierungen und der Bezüge zu Erfurter Goldschmieden“. In sehr lebendiger Form wurden wir u. a. mit den Einzelheiten der teils „öffentlich-rechtlichen“ teils privaten Markierungen und ihrer Bedeutung im damaligen Geldwesen vertraut gemacht.
Trotz des damals hohen Wertes des Schatzes spricht alles dafür, dass es sich um einen reinen Familienschatz gehandelt hat.
Das große Interesse der Zuhörer drückte sich in den regen Nachfragen im Anschluss an den Vortrag aus, der im Übrigen mit viel Applaus bedacht wurde.

Nachträglich konnte Frau Dr. Stuerzebecher dafür gewonnen werden, im PGS einen Beitrag zu den Erfurter Silberbarren zu veröffentlichen, dass auch allen nicht an der Tagung teilnehmenden Mitgliedern ein Einblick in diese Materie gewährt wird.

Die anschließende Mitgliederversammlung beschäftigte sich wesentlich mit der notwendigen Erhöhung des Mitgliedbeitrages. Auf Vorschlag aus den Reihen der anwesenden Mitglieder wurde – ohne Gegenstimme –  eine Erhöhung auf € 50,00/Jahr beschlossen. Der Vorstand wird gesondert informieren.
Herr Nieß ist leider wegen beruflicher Überlastung aus dem Vorstand ausgeschieden, bei verbleibender Mitgliedschaft.
Hingewiesen wurde auf die neue Website der Eucoprimo, mit besonderem Dank an Herrn Hepp.

Die nächste Tagung findet  vom 3. – 5. Mai 2013  in Bamberg statt. Es ergeht gesonderte Einladung.

Danach – im Oktober 2013 – werden wir uns in Berlin treffen.

Zum Abschluss der Tagung wurde am Sonntagmorgen eine Stadtführung angeboten, mit der dann eine wieder sehr erfolgreiche und interessante Zusammenkunft der Eucoprimo-Gemeinde zu Ende ging.

Für das Erlebnis eines wieder sehr schönen und informativen Treffens sei den Verantwortlichen an dieser Stelle nochmals ausdrücklich gedankt.

 



*  Herzlichen Dank Herrn Prof.Dr.Fechner für seine Informationen